Was für ein Licht!

1Denn wir sind nicht klugen Fabeln nachgefolgt, da wir euch kundgetan (predigten) haben die Kraft und Parousie/Zukunft unsers HERRN Jesus Christus; sondern wir haben seine Herrlichkeit/Erhabenheit/Majestät selber gesehen  17 da er empfing von Gott, dem Vater, Ehre und Preis durch eine Stimme, die zu ihm geschah von der großen Herrlichkeit/vom Himmel: „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“ 18 Und diese Stimme haben wir gehört vom Himmel geschehen, da wir mit ihm waren auf dem heiligen Berge. 19 Und wir haben desto fester das prophetische Wort, und ihr tut wohl, dass ihr darauf achtet als auf ein Licht (Leuchte!), das da scheint in einem dunklen Ort, bis der Tag anbreche und der Morgenstern (Lichtträger) aufgehe in euren Herzen.2. Brief des Petrus 1,16-19

Mit dem heutigen Sonntag endet die Epiphaniaszeit. Die Weihnachtsbäume sind längst verschwunden, die letzten am zweiten Februar, die Krippendarstellungen eingepackt,  der Christbaumschmuck auf den Dachboden oder in den Keller gebracht. Die Hausfrau findet keine Baumnadeln mehr, Wachsflecken sind ‚rausgebügelt. Die Tage werden allmählich heller, da brauchen wir die Kerzendeko zu Hause nicht mehr, unsere Sinne richten sich langsam auf  die Passionszeit, auf Ostern, gar auf den Frühling.

Aber heute, ein letztes Mal im Lauf des Kirchenjahres, da werfen wir noch einmal einen Blick auf die Epiphanie Christi. Heute sollen wir noch einmal innehalten und uns der Bedeutung von Christi Geburt  vergewissern, in einem Punkt zumindest.

Da geht Jesus mit seinen Jüngern Petrus, der Schreiber unseres Predigttextes, und Jakobus und Johannes auf einen Berg. Wir haben das im Evangelium gehört. Jesu ist vor ihren Augen der selbe und wird zugleich doch ein anderer: Er wird verklärt. Er leuchtet, sein Gesicht fast unerträglich stark, hell wie die Sonne, deren direktes Licht unsere Augen nicht aushalten können. Jesus scheint nicht mehr von dieser Welt, seine Kleider werden von diesem starken Glanz weiße Silhouetten. Da sehen die drei Jünger Mose und Elia bei ihm, das ganze Alte Testament wird Gestalt, so weit, so faszinierend, dann aber ertönt die Stimme Gottes, die erschreckt. Welcher Mensch kann vor Gott bestehen?

So etwas vergisst man nie mehr, das würden wir auch nicht, darauf beruft sich Petrus in unserem Text.

Was aber ist mit der Lichterscheinung, mit dem Licht gemeint? Auf sie verweist doch der Predigttext. Hier wird für „Licht“ eine andere Vokabel verwendet als in dem Satz „Ich bin das Licht der Welt“. Das hier bei Petrus ist ganz konkret. Heute würde man sagen. Wie eine Glühbirne. Eine Glühbirne, die in einem dunklen Ort scheint, bis es Tag wird.

Wir leben ja in einer Zeit, in der man uns ständig neue Leuchtmittel als Offenbarung verkaufen will. Früher gab es nur die Birnen, die heute verboten sind, in ca. 4-5 Leuchtstärken. Und heute: ein ganzes Regal im Baumarkt: Energiesparlampen, Halogen, LED, mit Gewinde, zum Einstecken, selbst da verschiedene Systeme. Ich stand gestern davor. Eine reine Wissenschaft..Und dann die Energiesparfunzeln mit ihrem kontrastschwachen Trüblicht… Und welches ist nun die richtige Birne? Welches Licht reicht aus?

So ist eine nicht ausreichende Glühbirne ja ebenso höchst ärgerlich. Man findet manches nicht, weil man es nicht sieht: Es ist zu klein oder zu dunkel – obwohl es ungemein wichtig ist. Die Nähnadel fällt hin – und scheint unsichtbar geworden zu sein. Aber der Knopf muss doch befestigt werden, was nun?

Welches Licht also reicht aus?

Eigentlich keines, denn keines macht es taghell.

Keines der Lichter, die uns Menschen aufstecken wollen, reichen aus. Petrus bezeichnet diese Lichter als Fabeln, man kann auch und näher am Griechischen übersetzen, als Mythen. Diese Mythen erhellen unser Leben nicht, im Gegenteil.

Was sind Mythen? Eine Erzählung, mit der Menschen und Kulturen ihr Welt- und Selbstverständnis zum Ausdruck bringen? Die Wortbedeutung geht noch weiter: Wir brandmarken damit eine falsche Vorstellung oder Lüge.

Petrus sagt: Wir sind keinen Lügen gefolgt – nachgefolgt, keinen Wahnideen, nicht selbst gebauten Philosophien oder selbstgebastelten Göttern.

Wir haben das gesehen, wovon wir reden. Und ihr, die ihr auch Christus glaubt, ihm vertraut, strebt auch ihr danach, mehr von Christus zu erkennen, zu erahnen, zu verstehen. Wendet euch dem hellen Licht zu. – Das betont er vor unserem Predigttext (K 1, v 8).

Und nach unserem Text, im nächsten Kapitel, kommt das Gegenstück, die Mythen nämlich, falsche Propheten, falsche Lehrer, verderbliche Sekten: Sie alle verleugnen den Herrn. Selbst wenn sie von Jesus reden: Sie lügen über ihn oder sein Werk. Das sind harte Worte, die ertragen wir nicht gern. Aber es ist schon so: Wenn wir genau hinsehen und aufrichtig bleiben und nicht unserem Wunschdenken folgen, dann stimmt das leider.

So mag der neue Papst ja sehr sympathisch sein, aber verkündet er den wirklichen Jesus, der alles für uns getan hat, so dass wir ihm bloß – bloß! – noch vertrauen brauchen?

Wir sind durch den Glauben für die Ewigkeit gerettet. Durch den Glauben: weil wir Christus alles, aber auch alles zutrauen. Sola Fide, der Glaube in Christus allein rettet uns.  Gewiss, und darauf macht Petrus auch aufmerksam: Der Glaube will dann nicht allein bleiben. Nie, wenn er lauter ist. Er treibt uns um, er faltet unsere Hände zum Gebet für die Verlorenen, die Betrübten, die Verfolgten. Und vieles andere mehr.

Wenn es dann aus päpstlichen Mund heißt: „Die Gottesmutter Maria könne dem Menschen helfen, sich den Problemen des Lebens zu stellen und sie zu überwinden. Wie eine „gute Mama“ gebe sie den Gläubigen die Freiheit, definitive Entscheidungen zu fällen, sagte Franziskus. Maria lehre stets offen gegenüber dem Leben zu sein und mit Freude und Hoffnung anderen Leben zu schenken.“

– dann ist das eine andere Lehre. Die können wir in der Heiligen Schrift nicht finden. Sie stimmt ohnehin nicht: Eine gute Mutter – über den unpassenden Gebrauch der Vokabel Mama statt Mutter kann man sich auch seine Gedanken machen – lenkt ihr Kind zur richtigen Entscheidung, denn es kann die Entscheidung aus eigener Vernunft gar nicht fällen. Schließlich ist es ein Kind und muss noch lernen. Ebenso kann der Mensch, der in einer gefallenen Welt lebt, nicht aus sich das Gute wählen und auch durchhalten. Das kann man schon bei Paulus nachlesen (siehe auch Römer 7, 15ff ).

Ich weiß auch nicht, wo das steht, dass Maria gelehrt hat. Sie hat ihren unbeirrten und mutigen Glauben vorgelebt und uns gewiss ein gutes und starkes Beispiel gegeben. Da bewundere ich sie wirklich. Aber „Mit Freude und Hoffnung anderen Leben zu schenken“ – auch das ist mir fern. Es klingt so EiapopeiaFriede-FreudeEierkuchen-Stimmung. Ja, Jesus Christus schenkt uns Freude und Hoffnung, aber durch sein bitteres Leiden am Kreuz, sein Sterben und seine Auferstehung. Das ist wahrlich kein Eiapopeia. Das aber sollen wir weitergeben. Wir aber predigen Christus als den Gekreuzigten,schreibt Paulus.

Nun muss ich noch gerechterweise hinzufügen, dass das Zitat des Papstes ein durch die kirchliche Presse formuliertes ist. Was immer er wortwörtlich gesagt hat: So, wie es auf der Website steht, wurde er aber sicher von vielen verstanden. Und noch eines: Mir wäre lieber, tausendmal lieber, dieser Gegensatz wäre nicht da und die Kirchen in der Wahrheit des rechten Glaubens vereint! –

Es ist aber dies ein anderes Evangelium. Hat Luther nicht recht, wenn er sagt: „Das erste Kapitel zeigt, wie die Christenheit stehen sollte zur Zeit des reines Evangeliums. Das zweite Kapitel zeigt, wie sie zur Zeit des Papstes und Menschenlehre stehen würde.“ Nämlich zur Zeit der Fabeln und Mythen. Einer Zeit, die uns schlechte Glühbirnen verkaufen will statt der Leuchte Christus, die in jeden Winkel leuchtet, uns das Verlorene und Wichtige sehen und finden lässt.

In meinen Studium habe ich viele Funzeln vorgehalten bekommen, eine will ich zitieren. Der französische Theologe Alfred Loisy hat ein Wort geprägt, das bis heute seine Runde macht: „Jésus annonçait le royaume, et c’est l’Église qui est venue.“ – „Jesus kündete das Reich Gottes an und gekommen ist die Kirche.“ Mit Kirche meinte er die römisch-katholische Kirche, deren Priester er war.

Da mag er ja recht haben: Als er junger Mann war, wurde die Unfehlbarkeit des Papstes im ersten Vatikanischen Konzil durchgeprügelt, so darf man das sagen. Bischöfliche Kollegialität geht anders.

Als er Theologe geworden war, konnte dann der unfehlbare Papst seine Theologen zwingen, gegen ihre Erkenntnis sich seiner Autorität zu unterwerfen. Das heißt bei Christus auch anders.

Aber die Kirche, die im NT dargestellt wird, ist eine andere: keine Institution, keine Menschendiktatur, fromm verbrämt. So leben wir ja auch unsere lutherische Kirche: Wir alle sind Leib Christi, wir kümmern uns um das Nötige, – manchmal gewiss auch um das Unnötige, aber schließlich sind wir ja Menschen-. Wir haben keine Kirchensteuer, sondern freiwillige Beträge, um die wir bitten. Wir haben einen Kirchenvorstand, der keinesfalls eine demokratische Fassade ist. Wir haben „Kollegialität“, wir üben uns darin, aus der Liebe Jesu zu uns zu leben. Alle packen mit an, alle wissen sich verantwortlich für „ihre“ Kirche. Tatsächlich: Wir sind Kirche, nämlich der Leib Christi. Und so, wie es viele Körperglieder unterschiedliche Funktionen gibt, so braucht die Kirche die unterschiedliche Begabung eines jeglichen Kirchgliedes. Jawohl, richtig, wir sind verpflichtet: aber auf Jesus Christus allein. Ihn will ich predigen, das Licht, der helle göttliche Schein, der in diese Welt gekommen ist und immer noch kommt. Das sagt Paulus, das sagt Petrus, dem schließe ich mich an.

Da finden wir Christus, das ist sein Ort: das biblische Wort, das in rechter Weise verkündet wird, die Sakramente, die in rechter Weise verwaltet werden. Da ist Christus, und da ist Kirche. Das Abendmahl: Kann Christus heller leuchten in unsere Herzen?

Loisy hat das wohl nie erfahren. Die römisch-katholische Kirche hat ihn exkommuniziert, er ist im Glauben ganz irre geworden und hat den Glauben an Christus endgültig verloren. „In meinem Glauben hat Christus weit weniger Wichtigkeit als bei liberalen Protestanten“, hat er geschrieben. Wie schrecklich!

Dagegen hält Petrus: Wir sind Zeugen von Gottes Herrlichkeit. Wir haben das gesehen und gehört, wir haben das bezeugt und bezeugen es jetzt, und ihr, bitte, lasst euch da mit hineinnehmen: Christus ist das einzige und wahre Licht in eurem Leben, alles andere sind Irrlichter. Der Tag wird anbrechen – und ist schon angebrochen, an dem es beginnt, das Christus, der helle Morgenstern, in euren Herzen aufgehen wird. Der Morgenstern, der Träger des Lichts, denn das Licht ist von Christus, aber es ist nicht er selber. Er will euch leuchten, euch, der Gemeinde und zugleich jedem Einzelnen,  dass ihr den Weg zu ihm gehen könnt. Mit sicheren Tritten.

Christus – das ist kein Mythos, keine Lüge. Er ist die Wahrheit. Er ist keine Erfindung von Menschen, er hat wirklich gelebt und gelitten. Auch wenn dank der ständigen Gegenpredigt durch verschiedene Medien und leider auch liberale – und nicht nur – protestantische Theologen heute viele Menschen meinen, er sei eine Erfindung wie der Weihnachtsmann. Wobei der ja immerhin einen historischen Kern hat, den heiligen Nikolaus, den wiederum es ohne Christus nie gegeben hätte.

Kein Buch des Altertums ist so gut bezeugt wie das NT – aber Christus soll es nicht gegeben haben? Selbst seine Feinde müssen von ihm berichten, Römer und Juden – aber es soll ihn nicht gegeben haben?

Christus ist kein Mythos, keine clevere Fabel. Er ist Wirklichkeit im Leben seiner Jünger – bis heute.

Woher kommt der Widerspruch? Es liegt am Christuswunder, glaube ich. Es ist das Weihnachtswunder. Wäre er nur ein Mensch wie du und ich – das könnte man schon berichten. Das ist ungefährlich. Aber: Wir sind kein Licht aus uns für andere, nicht einmal für uns selber. Da tappten wir gemeinsam in der Dunkelheit herum, alle Menschen Lichtsuchende. Und sich Licht Schaffende – von der Qualität der Energiesparlampen.

Aber da ist Jesus Christus nun! Wir tappen nicht mehr, wir gehen mit immer sicher werdenden Schritten auf ihn zu. Ephräm der Syrer († 373) hat das so gut gesagt, das kann man nicht überbieten, darum lasse ich ihn jetzt reden:
„Seine Werke bezeugen es, und seine göttlichen Wundertaten belehren die Verständigen, dass er wahrer Gott ist, und seine Leiden beweisen, dass er wahrer Mensch ist. Lassen sich die Geisteskranken [d. h. die Häretiker] nicht überzeugen, so werden sie an seinem furchtbaren Tage dafür büßen müssen. Wenn er nicht Fleisch war, wozu wurde dann Maria ins Mittel gezogen? Und wenn er nicht Gott war, wen nannte dann Gabriel Herr? Wenn er nicht Fleisch war, wer lag dann in der Krippe? Und wenn er nicht Gott war, wen priesen dann die herabgestiegenen Engel? Wenn er nicht Fleisch war, wer wurde dann in Windeln eingewickelt? Und wenn er nicht Gott war, wen beteten dann die Hirten an? Wenn er nicht Fleisch war, wen beschnitt dann Joseph? Und wenn er nicht Gott war, zu wessen Ehre eilte dann der Stern am Himmel dahin? Wenn er nicht Fleisch war, wen säugte dann Maria? Und wenn er nicht Gott war, wem brachten dann die Magier Geschenke dar? Wenn er nicht Fleisch war, wen trug dann Simeon auf den Armen? Und wenn er nicht Gott war, zu wem sagte dann dieser: „Entlass mich nun in Frieden!“?

Und weiter:
„Wenn er nicht Fleisch war, wen sahen dann die Apostel und die Engel in den Himmel aufgenommen werden? Und wenn er nicht Gott war, wem öffnete sich dann der Himmel, wen beteten dann die Mächte zitternd an und wen forderte dann der Vater auf: „Setze dich zu meiner Rechten!“, wie auch David sagt 2: „Es sprach der Herr zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten usw.“?

Wenn er nicht Gott und Mensch war, dann ist unsere Erlösung nur Lüge und sind die Aussprüche der Propheten Lügen; aber die Propheten redeten die Wahrheit, und ihre Zeugnisse sind ohne Trug. Was sie sagen mussten, das redete der Hl. Geist durch sie.“

Und weiter:

„Der aus Gott ist, Gott das Wort, der eingeborene Sohn aus dem Vater, wesensgleich mit dem Vater, das ewige Wort, das da ist aus dem, der ist, vor allen Zeiten auf unaussprechliche Weise ohne Mutter aus dem Vater gezeugt: eben dieser wurde am Ende [der bestimmten Zeit] aus einer Menschentochter, aus Maria, der Jungfrau, ohne Vater geboren. Der fleischgewordene Gott nahm von ihr das Fleisch an und wurde Mensch, was er vorher nicht war, blieb aber Gott, was er war, um die Welt zu erlösen. Dies ist Christus, der Sohn Gottes, der Eingeborene aus dem Vater und der Eingeborene aus der Mutter.

Ich bekenne ihn als vollkommenen Gott und als vollkommenen Menschen, …und zwar ohne Trennung, ohne Vermischung und ohne Verwandlung, der Fleisch annahm, das durch eine vernünftige und verständige Seele belebt war, und der uns in allem, nur die Sünde ausgenommen, der menschlichen Natur nach gleich geworden ist. Er ist zugleich irdisch und himmlisch, zeitlich und ewig, beschränkt und unbeschränkt, zeitlos und der Zeit unterworfen, erschaffen und unerschaffen, leidend und leidensunfähig, Gott und Mensch, und zwar in beider Hinsicht vollkommen, einer in zweien und in zweien einer. Es ist eine Person des Vaters und eine Person des Sohnes und eine Person des Hl. Geistes. Es ist eine Gottheit… Dieser dreipersönlichen Einheit gebührt Lob, Danksagung, Ehre, Macht, Verherrlichung: dem Vater und dem Sohne und dem Hl. Geiste, jetzt und allezeit und in alle Ewigkeiten. Amen. –

P. WSKüttner, PhD Febr 2014; in Duisburg/Oberhausen

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