Rote Schuhe
Nein, nicht High Heels. Ganz normale Treter, aber in rot.
Wer trägt das? Ich gewiss nicht, da käme ich mir komisch vor. Irgendwie effeminiert. Oder durchgeknallt – Karneval ist nicht das ganz Jahr über!
So ist es: Wir verbinden mit Farben etwas. Und Formen natürlich auch. Eine kulturelle Festlegung ist das: Was den Europäern ihr Schwarz, ist den Chinesen ihr Weiß. Und Rot sei die Farbe der Liebe, sagt man uns. Meiner Frau schenke ich rote Rosen. Keine gelben. Das sei die Farbe der Falschheit.
Aber halt – gilt nicht in der Adventszeit und in der Passionszeit violett? Farbe der Buße? Wie bitte, Farbe der Buße, werden da einige aufschreien. Farbe des Feminismus doch!
Farben stehen für Inhalte. Aber da es mehr Inhalte als Farben gibt, sind offensichtlich viele Farben in ihrer Bedeutung mehrfach belegt.
Und Rot? Die Farbe der Liebe? Na, ganz abwegig ist das nicht. In Rot drückt sich die Liebe Gottes aus, indem er uns den Heiligen Geist sendet, der uns zu ihm führt.
Und der Weg zu Gott ist nicht immer ein heiterer. Es kann auch der von Märtyrern sein. Weshalb der Papst in Rom offiziell rote Schuhe trägt. Sie weisen auf den Märtyrer-Tod des Apostels Petrus hin. Franziskus I, der im vergangenen Jahr verstorbene Papst, hat sie nicht getragen. Wahrscheinlich hat er verstanden, dass das fehlgedeutet werden könnte. Der „deutsche“ Papst Benedikt XVI hat sich an Regeln gehalten. Ob ihm die roten Schuhe gefallen haben, weiß ich nicht. Aber darum es geht ja tatsächlich nicht: Ein jeder Papst kann ja nicht dauernd etwas Neues erfinden. Und das Einhalten von Regeln verschafft Sicherheit. Ob der neue Papst Leo XIV sie tragen wird? Bei der Amtseinführung hat er es nicht getan. Auch er wird vermutlich spüren, dass die meisten Menschen das Rot fehldeuten.

Schade insofern. Denn das Rot weist uns auf allerhand hin.
Zum einen natürlich auf Märtyrer, Menschen, die umgebracht werden, weil sie Gott treu bleiben. Weil sie das leben, was ihnen – uns allen eigentlich! – zugesagt ist:
„Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch irgendeine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.“ (Röm 8)
Das ist das Wichtigste: bei Gott bleiben, bei seiner Liebe, bei seiner Vergebung.
Märtyrer – früher, als ich Jugendlicher war, da haben wir darüber nicht geredet. Ist es heute anders? Glaubensfernen ist das wohl unverständlich bis peinlich: Wie starrköpfig, wie sie es sagen würden, sich töten lassen für Gott. Was ist das für ein Gott, fragen sie, der so etwas will. Aber die Frage geht in die falsche Richtung. Denn: Muss man einen Menschen töten, weil er anders ist? Anders glaubt? Das Heft des Handelns haben die Verfolger in der Hand!
Gibt es noch Märtyrer? Nachdem mit dem Ukrainekrieg wieder in unser Bewusstsein kam, was viele überwunden glaubten: das Abschlachten zumeist junger Männer für von vielen kaum nachvollziehbare Ziele, da sind wir erschrocken aufgewacht.
Auch wenn es tausendfach behauptet wird, dass der Mensch gut sei: Er ist es nicht. Er mag Gutes wollen, aber zu viele wollen nicht einmal das. Sie handeln materialistisch und egoistisch. Manchmal ist es total erschreckend, wenn man so etwas entdeckt. Sie „gehen über Leichen.“ So sagt man es, und so ist es wohl doch. Manchmal ist es total erschreckend, wenn man entdeckt, wozu man selber fähig ist. Wie gut, dass Jesus da herausführen will.
Und dann werden Menschen mit dem Anspruch Jesu konfrontiert, er allein sei die Wahrheit, der Weg und das Leben. Da wehren sich einige und bringen seine Leute um.
Vor 10 Jahren wurde in Libyen 21 Männer dahingeschlachtet. Sie hätten Moslems werden können und damit ihr Leben hier auf Erden gerettet. Ihre letzten Worte? „Mein Herr Jesus!“ Sie wurden ermordet – die 21 Märtyrer Libyens.
Zum anderen: Das Rot weist uns auf die Leitung durch den Heiligen Geist hin. Auf Gottes Wirklichkeit auch in unserem Leben.
Trost auch in der Not, auch in der Verfolgung. Nein, Märtyrer zu werden ist auch für mich keine Zielvorstellung. Es liegt meinem Denken fern. Ich werde noch gebraucht. Und als Vater und Großvater bin ich nicht beliebig und austauschbar. Vielleicht auch als Pastor nicht so ganz.
Und doch bin ich der Meinung, wir sollten uns von Gott rote Schuhe anziehen lassen. Natürlich nicht tatsächliche rote Schuhe, da erhebe auch ich Einspruch.
Nein, sinnbildlich rote Schuhe.
Was ich damit meine?
Bekenntnismut, egal wie es ausgeht! Es kann ja nur gut ausgehen: „Denn siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“
Und dornig ist der Weg wirklich oft genug. Auf dem wir in roten Schuhen wandeln, als Christ nämlich.
Unser Leben will das erste Glaubenszeugnis sein. So fielen auch die Christen im Altertum auf: Sie töteten keine Neugeborenen, die sie nicht haben wollten, sondern achteten Gottes Schöpfung.
Sie halfen einander selbstlos – mit dem Risiko ausgenutzt zu werden.
Sie liessen sich von Gott verändern: Das fiel auf. Sie konnten vergeben – viele können das überhaupt nicht!
Sie lebten Nächstenliebe!
Übrigens: Einfach so auf Knopfdruck machen kann man das nicht. Aber man kann ein Leben führen zwischen Gottesdienst (Abendmahl), Gespräch mit Gott durch das Gebet, ständiges Hören auf Gott durch regelmäßiges Bibellesen (und Umsetzung des Erfahrenen). Ein Leben der Hinwendung zu Gott. Gott beantwortet das!
Das ist übrigens auch der Anfang von Mission: sich selbst von Gott selber zurüsten zu lassen. Sich die Augen öffnen zu lassen.
„Schönes Abendrot heute, nicht wahr?“ – Ja, Gott hat die Welt wunderbar gemacht.
„Da hast du noch einmal Glück gehabt.“ – Ja, Gott hat mich behütet.
„Ich habe tolle Enkel.“ – Danke, lieber Gott, für alles, was mein Leben so reich macht. Nicht: mein Bankkonto voll macht. Mein Leben reich.
Warum das wichtig ist, dass hinter allem Gott steht? Weil doch unser Leben ein Ziel hat. Christen wissen: Am Ende steht Gott, der vergeben möchte.
Nichtchristen aber laufen geradewegs ins Messer: Am Ende, so möchte es der Widersacher, soll das unendliche Leiden stehen. Die schmerzhafte Gottesferne. Eine einzige Qual.
Nein, das kann ich jetzt nicht sehen und auch nicht erdenken. Im Gegenteil: Ich möchte doch, dass mein Nächster genau da nicht hinkommt. Nicht einmal meinem ärgsten Feind gönne ich das.
Wissen kann ich das nur, weil Jesus selbst sich in diesem Sinn geäußert hat: „….da wird sein Heulen und Zähneklappen.“
Deshalb gibt es Mission: Gesandt zu denen, die nicht das Heil in Christus haben.
Mission beginnt, wenn Du das Kirchengrundstück verläßt. Und sie beginnt mit Deiner Treue zu Gott. Denn da kann Gott sicherlich wirken. Da muss er nicht erst Steine erwecken.
Übrigens: Ich wandle gern in „roten Schuhen“! – Mit vollem Risiko? – Aber was für ein Risiko ist die Gnade Gottes?
BCK
