Dieser Tage stieß ich auf folgende Notiz: „Da ihm unterdessen alle arianischen Kirchen verschlossen waren, begann er in einem Kellerlokal zu predigen.“
Der „er“ war einer der ganz Großen, ein Bischof und Lehrer der Kirche, Gregor von Nazianz, der von 329 bis 390 in Kappadokien lebte. Die Landschaft Kappadokien liegt im dem Gebiet der heutigen Türkei. Ja, die Menschen, die damals dort lebten, warenChristen! Deshalb ist ja auch der Nikolaus kein Türke, wie heutige einige meinen sagen zu müssen. Wie Gregor war er griechischer Christ.
Gregor lehrte anders von Jesus Christus als die Christen in seiner Umgebung, die Arianer. Von daher versteht sich der einleitende Satz: Sie hielten ihn für einen Irrlehrer und ließen ihn nicht in ihre Kirchen. Tatsächlich waren es die Mehrheit, die irrte. Sie verstanden das Geheimnis der Menschwerdung (Inkarnation) Christi nicht, welches wir ja zu Weihnachten feiern. Möglicherweise war es genau dieser Irrglaube, der einige Generationen später das Missverständnis ermöglichte, der Islam sei eine christliche Sekte, der man getrost folgen könne. Allein der abendmahlslose Gottesdienst (tatsächlich ein schlichtes Gebet mit Predigt) hätte die Augen öffnen müssen – wenn denn das sonntägliche Abendmahl für alle Christen noch Teil ihres Lebens gewesen wäre als ein für ihre Spiritualität wesentlicher Teil.
Gregor wurde später rehabilitiert. Sowohl die römisch-katholische (2. Januar) wie die orthodoxen Kirchen (25. u. 30. Januar), aber auch die lutherische Kirche (Kappadokische Väter – 10. Januar), die anglikanische Gemeinschaft und die evangelischen Kirchen (8.Mai) in Deutschland gedenken seiner. Zumindest laut Kalender.
Auffallend ist seine Haltung zur Bibel. Er mühte sich sehr um eine sorgfältige Auslegung. Schließlich läßt sich in der Bibel allein Gottes Wille und Wollen finden. Etwas achronistisch formuliert: Theologen wie er rechtfertigen das Sola Scriptura der (lutherischen) Reformation (dazu mehr hier, unten auf der Website). Sola Scriptura bedeutet nicht, die Bibel wie ein Gesetzbuch zu verwenden! Es bedeutet auch nicht, ihr Werden zu ignorieren. Es bedeutet aber, Christus nicht mit meiner (subjektiven) Phantasie zu kreieren, sondern Christus als Gegenüber in der Heiligen Schrift zu finden, den Jesus, der auf der Erde gelebt hat, auferstand und immer noch ist. Das war auch das große Thema Gregors von Nazianz.
Auch uns wurde – nicht in Rheydt – trotz anfänglicher Zusage – in Mönchengladbach eine Kirche verschlossen. Wir halten unsere Gottesdienste zwar nicht in einem Kellerraum, aber immerhin nicht in einem schicken Kirchgebäude. Welchen geistlichen Hintergrund mag das haben…